Ein Hai geht um in Deutschland. Er kommt und verschlingt Altbauten, Sozialwohnungen, alte Fabrikgelände, reist ab, reist ein, was zu renovieren wäre und – baut neu. Neue Wohnungen, die zum doppelten, dreifachen, vierfachen Preis vermietet werden können. Der Miethai geht um.
Doch wie jeder Schrecken lässt sich auch dieses aus den kapitalistischen Untiefen aufgestiegene Ungeheuer bezwingen – und wir haben es getan! Am Dienstag, den 15.11.2016 haben wir auf dem Kieler Campus zusammen mit der Linken Schleswig-Holstein den Miethai symbolisch zu feinsten Fischstäbchen verarbeitet und die hungrigen Studenten haben ihn bis auf den letzen Bissen weggeputzt. Das, und ein großes Interesse an der Partei, dem SDS und der linksjugend[´solid] und ihren Forderungen, sowie die Unmengen an verteilten und entgegengenommenen Flyern zeigen, welche Brisanz das Thema Wohnungsbaupolitik gerade auch an der Universität hat. Vergleicht man auf Immonet.de, so sieht man, dass in der Zeit von 2009-2015 die Mieten in Kiel im Schnitt um 49% gestiegen sind. Gleichzeitig verkündet die CAU stolz die Rekordzahl von 26.000 immatrikulierten Studierenden, allein 6.000 davon im ersten Semester und somit neu in Kiel. Der für Studenten bereitgestellte Wohnraum in Wohnheimen bietet aber nur 1936 davon Platz, also lächerlichen 7,5%. Wer auf einen Platzt wartet, wird mit etwas Glück in der Marineschule bis Weihnachten im Achtbettzimmer untergebracht oder konnte noch ein Bett in der Jugendherberge ergattern. Von Auszubildenden, Senioren, Geringverdienern und Alleinerziehenden oder Geflüchteten, die ebenfalls von der prekären Wohnungsmarktlage betroffen sind, ganz zu schweigen.
Wir fordern deshalb eine Rückbesinnung darauf, wer eigentlich in unserer Gesellschaft die Mehrheit der Bevölkerung stellt: Diejenigen, die sich den Neukauf einer gentirifizierten Neubauwohnung leisten können, oder diejenigen, die darauf angewiesen sind, eine Wohnung günstig mieten zu können? Eine Demokratie richtet sich nach ihrer Mehrheit. Und auch das Stadtbild richet sich danach. Wer sich als Studentenstadt rühmt, der sollte den Studierenden auch angemessene Möglichkeiten bieten, leben und arbeiten zu können und die Unterbringung der so oft geloben und geschätzten Jungen, zukunftsgestaltenden Menschen nicht als lästiges Beiwerk sehen, das sich auf marode, gefängnisgleiche Studentenwohnheime Abschieben lässt, sondern als Aufgabe verstehen, ein Stadbild zuammenzuführen, das allen daran Beteilligten ihren (Wohn-) Raum zukommen lässt.
Der Erfolg unserer Aktion zeigt, dass wir mit dieser Auffassung nicht alleine dastehen. Nun gilt es, den Miethai endgültig aus der Ostsee zu vertreiben!
Bemerkung: Ab hier folgen Bemerkungen, die nur noch Sekundär mit Wohnraum zusammenhängen.
Anmerkung: Wir sprechen uns deutlich gegen die Stigmatisierung von Haien aus, wie sie uns durch diverse Hollywoodfilme suggeriert wird und den Hai als allesverschlingende, blutrünstige Bestie mit großem Appetit auf Menschenfleisch darstellt und denen nur angemessen mit Schlachtung und Jagt begegnet werden kann. Hai tragen fundamental zur Erhaltung der Ökosysteme in Riffen und Meeren bei, sie Regulieren Populationen auf natürliche Art und Weise und halten so die Meere im Gleichgeweicht. Gleichzeitig gehören sie zu den ältesten und intelligentesten Fischen der Welt. Trotzdem werden sie noch immer massenhaft ermordet und verstümmelt, sei es aus dem Aberglauben heraus, Haifischflossensuppe sei potenzfördernd, oder weil das oft unter falschem Namen angebotenen Fleisch eine günstige, leckere Mahlzeit abgibt. Dass Hai sich wegen seiner oft für den Menschen viel zu hohen Quecksilberbelastung gar nicht zum Verzehr eignet, wissen viele Menschen gar nicht. Also: Denkt das nächste mal zweimal nach, ob ihr diese Schillerlocke (ja, auch das ist Hai, Dornheiflosse, um genau zu sein) wirklich essen wollt! Haie sind Freunde, kein Futter!
(Sehenswert zum Thema: der Dokumentarfilm „Shark Girl“ (2014) über die Haiaktivistin Madison Stewart (Die trotzt ihres Engagements bei Sea Sherpherd einige tolle Aktionen und Fakten präsentiert))
Anmerkung der Redaktion:
Obriger Hai-Disclaimer ist nicht repräsentativ und gibt lediglich die Meinung Einzelner wieder. Verantwortlich: Marla Springer