Ein sozialverträgliches landesweites Semesterticket?

Es gibt Dinge im Leben,
die sind richtig geil,
weil sie mit HD Videos beworben werden.
Und es gibt Dinge im Leben,
die sind richtig geil weil,
jede*r sie sich leisten kann.

Dafür, dass, aber dagegen wie.

Wir sehen in der Einführung eines landesweiten Semestertickets eine wichtige Maßnahme zur Verbesserung der Studienbedingungen und Lebensqualität, die nicht nur Allen zugutekommt, sondern darüber hinaus Anreize schafft, die umweltfreundlichen Verkehrsmittel Bus, Bahn und
Fahrrad gegenüber dem Autoverkehr zu stärken. Wir sind der festen Überzeugung, dass Verkehr in der Zukunft sowohl aus sozialen, als auch aus Umweltschutzgründen in viel stärkerem Maße auf den
ÖPNV verlagert werden muss.

Ein landesweites Semesterticket kann dabei in Schleswig-Holstein einen viel größeren Beitrag leisten als irgendein anderes Instrument. Überall dort wo es landesweite Semestertickets gibt ist die PKWNutzung
unter Studierenden deutlich zurückgegangen und gleichzeitig auch das Angebot des öffentlichen Verkehrs gestärkt worden. Ein landesweites Semesterticket ist ein wichtiger Schritt aus der zerstörerischen Welt des Individualverkehrs und ein ernsthafter Beitrag im Kampf gegen
verstopfte Innenstädte, Umweltbelastung und Parkplatzsuche.
Mit einem solidarisch finanzierten Semesterticket leisten die Studierenden einen erheblichen Beitrag zum sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft. Durch ein landesweites Semesterticket fließen enorme Summen in den öffentlichen Personen Nahverkehr, der damit im Interesse der gesamten
Gesellschaft gestärkt und ausgebaut wird.

Solidarität: Nur weil du dir ein fettes Auto leisten kannst heißt das nicht, dass du dich aus der gemeinsamen Finanzierung des Semestertickets rausziehen kannst. – Es gibt nur 1 Planeten.

Wir sind überzeugt, dass die Studierenden diesen Beitrag nicht allein finanzieren sollten.

Die Anschubfinanzierung durch das Land Schleswig-Holstein klingt toll, wirf jedoch die Frage auf, warum das Land nicht bereit ist auch zukünftig und verbindlich die Mobilität der Studierenden sicherzustellen und in Umweltschutz zu investieren.

Scheiß auf Anschubfinanzierung. Das Land muss zukunftssicher in die Mobilität der Studierenden und den ÖPNV investieren.

Auf den Ticketpreis wird die jährliche Fahrpreiserhöhung der Verkehrsbetriebe aufgeschlagen, während die öffentliche Förderung zurückgefahren wird. Der heutige Ticketpreis ist ein Lockangebot studieren im Land wird damit in Zunft unberechenbar teurer.

Preisgestaltung geht an der Realität vorbei und verschärft den Druck auf Studierende ohne reiche Eltern.

Schon jetzt hängt der Zugang zu Bildung in Deutschland stark vom Gelbeutel der Eltern ab. Mieten und Lebenshaltungskosten steigen unaufhaltsam, BAföG und Mindestlohn hingegen kaum merklich. 69 % der Studierenden arbeiten in einem Nebenjob um sich ihr Studium leisten zu können. Ab dem Wintersemester 2021 kostet Studieren in Kiel 300 € im Jahr mehr als heute. Jede Studierende die einen 450€ Job macht, um ihre monatlichen Kosten zu bestreiten muss nun einen dreizehnten Monat erfinden, um weiter studieren zu können. Da dies den meisten nicht möglich sein wird heißt es fortan 25€ im Monat einsparen (also weniger Essen, Ausgehen, Lernmaterialien kaufen). Das hochpreisige Semesterticket trägt damit zu einer Ausgrenzung von Menschen mit wenig Einkommen an der Universität bei.

Wer auf jeden Euro achten muss, um am Ende des Monats noch über die Runden zu kommen fährt nicht zum Baden nach Sylt oder zum Weihnachtsmarkt nach Lübeck.

Zu einem solidarischen Mobilitäts- und Teilhabekonzept gehört mehr als ein Semesterticket. Es geht nicht darum um einen Ticketpreis zu feilschen, sondern den Druck auf die Landespolitik zu erhöhen, dass diese ihre Verantwortung gegenüber Studierenden wahrnimmt. Für ein sozialverträgliches Semesterticket bezahlt aus den Steuern der reichen Eltern und ausbeutenden Unternehmen.

Sonntag 21 Uhr, irgendwo zwischen Neumünster und Kiel – Danke für nichts.

Wer es wagt nach 21 Uhr oder sogar am Wochenende jenseits der Verkehrsknotenpunkte durch Schleswig-Holstein zu reisen guckt in die Röhre. Mit dem landesweiten Semesterticket kann man sich zwar zudecken, wenn ich mal wieder Stunden auf die nächste Bahn warten muss, aber so richtig mobil ist man auch damit nicht. Die Bahnverbindungen durch Schleswig-Holstein sind teilweise absurd und die Bustaktungen auf dem Land fallen hinter Entwicklungsländer zurück. Gleichzeitig sind Busse zu Stoßzeiten hoffnungslos überfüllt. Die Einführung eines Landesweiten Semestertickets ändert daran erst einmal gar nichts. Um die tausenden Pendelfahrten zu verhindern bedarf es größerer Anstrengungen. Damit Menschen, die außerhalb der Universitätsstädte leben, wirklich von einem solchen Ticket profitieren können und auf ihre Autos verzichten können ist ein umfassender Ausbau des Netzes notwendig. Mehr Busse auf dem Land und eine Stadtregionalbahn in Kiel und Umland.

Die Verhandlungen um ein landesweites Semesterticket müssen Ausgangspunkt für die Forderungen nach einem Netzausbau sein

Mobilität heißt Teilhabe.
Studieren darf kein Luxus sein.
Für ein solidarisches Semesterticket.

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