Hochschulgruppe dielinke.SDS an der Christian-Albrechts-Universität protestiert gegen Verleihung der Ehrendoktorwürde an Joachim Gauck. Gauck fordert wiederholt dazu auf, dass Deutschland eine gewichtigere Rolle in internationalen Konflikten einnehmen solle und auch militärische Verantwortung verstärkt übernommen werden muss. An einer Hochschule, besonders an der CAU, die sich mit dem Leitsatz „Pax optima rerum“ – „Frieden ist das höchste Gut“ schmückt, hat eine solche Kriegsrhetorik nichts verloren. Wer an ungleichem Welthandel und militärischer Intervention festhält und gleichzeitig zu Waffenexporten und Destabilisierungsmissionen schweigt ist Geschichtsvergessen und Teil des Problems!
Am 29.10.2018 soll dem ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck die Ehrendoktorwürde der theologischen Fakultät verliehen werden.
Als Hochschulgruppe dielinke.SDS protestieren wir gegen die Würdigung eines Mannes, der während seiner Amtszeit militärische Verantwortung und Kriegseinsätze als Leitlinie der deutschen Außenpolitik verkörpert hat. Wer rhetorisch die Klingen wetzt, wie es Gauck seit vielen Jahren tut macht sich mitschuldig an Kriegen und an einer weiteren Eskalation internationaler Beziehungen.
Joachim Gauck steht für uns wie wenig andere für ein „Weiter so!“ der deutschen Außenpolitik und Militarisierung der Gesellschaft. Ehrlich wie wenige Andere benennt er, dass der Wohlstand Deutschlands auf der Unterwerfung anderer Länder und deren Bevölkerungen fußt und sinniert zu gerne darüber, wie man diese Situation und dieses System aufrecht erhalten könnte.
Auf der 50. Münchner Sicherheitskonferenz am 31. Januar 2014 in München bringt Gauck auf den Punkt, welche Rolle er Deutschland zuschreibt:
„Denn wir Deutschen sind auf dem Weg zu einer Form von Verantwortung, die wir noch wenig eingeübt haben. Kurzum: Ich möchte sprechen über die Rolle Deutschlands in der Welt. Aber gerade weil dies gute Zeiten für Deutschland sind, müssen wir überlegen, was wir heute zu verändern haben, damit morgen bleibt, was uns wesentlich ist. […]
Im außen
politischen Vokabular reimt sich Freihandel auf Frieden und Warenaustausch auf Wohlstand. […] Deutschland ist überdurchschnittlich globalisiert und es profitiert deshalb überdurchschnittlich von einer offenen Weltordnung – einer Weltordnung, die Deutschland erlaubt, Interessen mit grundlegenden Werten zu verbinden. […] Aus all dem leitet sich Deutschlands wichtigstes außenpolitisches Interesse im 21. Jahrhundert ab: dieses Ordnungsgefüge, dieses System zu erhalten und zukunftsfähig zu machen.“
Auf dem Festakt zum Tag der Deutschen Einheit 2013 beantwortet Gauck die Frage nach mehr internationalem Engagement:
„Deshalb ist es richtig, wenn andere ebenso wie wir selbst fragen: Nimmt Deutschland seine Verantwortung ausreichend wahr etwa gegenüber den Nachbarn im Osten, im Nahen Osten oder am südlichen Mittelmeer? Welchen Beitrag leistet Deutschland, um die aufstrebenden Schwellenländer als Partner der internationalen Ordnung zu gewinnen? Und wenn wir einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen anstreben: Welche Rolle sind wir dann bereit, bei Krisen in ferneren Weltregionen zu spielen? Unser Land ist keine Insel. Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, wir könnten verschont bleiben von den politischen und ökonomischen, den ökologischen und militärischen Konflikten, wenn wir uns an deren Lösung nicht beteiligen.“
Für uns ist klar: Eine Lösung dieser internationalen Konflikte kann nur die Auflösung deren Ursprünge sein. Ein Ende der Ausbeutung, ein Ende der Ausplünderung und die Befreiung aus dem Würgegriff kapitalistischer Freihandels- und Austeritätspolitik sind erforderlich um die Ursachen internationaler Ungerechtigkeit und vieler Konflikte zu bekämpfen.
Wer an ungleichem Welthandel und militärischer Intervention festhält und gleichzeitig zu Waffenexporten und Destabilisierungsmissionen schweigt ist Geschichtsvergessen und Teil des Problems!
Keine Kriegsrhetorik an unserer Universität!
Keine Ehrendoktorwürde für Joachim Gauck!